Die Suche nach dem Glück

Was erwarten die Menschen von ihrem Leben? Dieser Frage geht Sigmund Freud in seiner Abhandlung «das Unbehagen in der Kultur» auf den Grund. Die Antwort liegt auf der Hand: «Sie streben nach dem Glück, sie wollen glücklich werden und so bleiben.» Um sogleich alle Erwartungen auf ein dauerndes Glück zu dämpfen, schliesst er an: «Die Absicht, dass der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht enthalten.» Und doch trachten wir eifrig weiter nach dem schönsten der Gefühle.
Glück treibt uns an
Was hat es auf sich mit dem menschlichen Streben nach Glück? Aus Sicht der Hirnforschung lautet die Erklärung: es treibt uns an. «Alles, was wir sind, was wir denken, fühlen und tun, schöpft im Letzten seine Energie, Dynamik und Orientierung aus dem erhofften Glück» weiss der Hirnforscher Gerhard Roth. Glück ist sozusagen unser schönster Antrieb. «Die Jagd nach dem Glück arbeitet dem Hang zur Müssigkeit offenbar entgegen und treibt die neuronale Beweglichkeit durch Spass, Neugier und Belohnung an», so Roth weiter. Glück ist also die Voraussetzung für Erfindungsreichtum und das Streben nach neuen Horizonten.
Der Zustand des Glücks wird denn auch oft mit dem so genannten Flow-Erlebnis in Verbindung gebracht, das sich einstellt, wenn man ganz in eine Aufgabe versunken ist. Viele grosse Wissenschaftler haben ihr Werk als Passion betrieben. Als der Nobelpreisträger Albert Michelson am Ende seines Lebens befragt wurde, warum er soviel Zeit damit zugebracht habe, die Geschwindigkeit des Lichts zu messen, soll er geantwortet haben: «Es hat soviel Spass gemacht.»
Glücksboten im Gehirn
In der Biochemie des Gehirns lassen sich drei Arten von Glück unterscheiden,
jede befördert von bestimmten Botenstoffen:
• Das Glück des Wollens: Wenn wir nach etwas streben, stellt Dopamin die Belohnung in Aussicht, Endorphine lösen dabei Euphorie aus.
• Das Glück des Vermeidens: Wenn wir Bedrohungen entgehen oder sie überstehen, führt das Sinken der Kortisol- und Adrenalinspiegel zu Entspannung.
• Das Glück des Seins: Wenn wir haben, was wir brauchen, sorgt körpereigenes
Morphium für Zufriedenheit, Serotonin für Beruhigung und Oxytocin für ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen.

