Phantasie und Kreativität

Dieser Artikel stammt aus unserem Spendermagazin «das Gehirn». Unsere Zeitschrift «das Gehirn» erscheint viermal im Jahr und ist für Spenderinnen und Spender der Schweizerischen Hirnliga kostenlos. Lesen Sie weitere spannende Beiträge, indem Sie hier ein Probeexemplar bestellen.

«Was unterscheidet d’Mönsche vom Schimpans?», fragte der Berner Chansonnier Mani Matter vor über 40 Jahren in seinem Lied «Hemmige». Eine gute Frage, teilen wir doch 98 Prozent unserer genetischen Ausstattung mit unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen. Der Titel des Liedes war übrigens Matters Antwort. Die Hirnforschung sieht einen wichtigen Unterschied in der ausserordentlichen Kreativität des Menschen. In Wissenschaft, Technik und Kunst machen wir Entdeckungen und geben sie an andere Menschen weiter. Für sein Buch «Kreativität» hat der Kreativitätsforscher Mihaly Csikszentmihalyi (sprich Tschik Sent Mihaji) zahlreiche Interviews mit Kreativen aus allen möglichen Berufen geführt. Hier seine wichtigsten Erkenntnisse:

Fünf Schritte zu einem kreativen Leben
1. Versuchen Sie, jeden Tag über etwas erstaunt zu sein! Kreative Menschen wahren sich eine kindliche Neugier. Sie haben die Fähigkeit zu staunen nie verloren. Denn ohne Staunen bekommt das Leben etwas Mechanisches. Kreative Menschen gehen nicht davon aus, dass sie alles verstehen, was um sie herum geschieht. Sie fragen das Offensichtliche – weil sie Probleme spüren, bevor sie von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden.

2. Konzentrieren Sie sich auf etwas! Wie viele Abende gehen doch sinnlos vorbei, weil wir lustlos vor dem Fernseher sitzen, in einer langweiligen Zeitschrift blättern und belanglose Unterhaltungen führen. Meiden Sie solche passiven Tätigkeiten. Versuchen Sie, etwas richtig gut zu tun. Alles was Sie gut tun, bereitet Freude. Dabei ist es egal, ob Sie ein Gedicht schreiben oder einen Waldlauf machen. Wenn Sie sich intensiv anstrengen und konzentrieren, steigt die Erlebnisqualität.

3. Produzieren Sie so viele Ideen wie möglich! Bemühen Sie sich zunächst um Quantität; die Bewertung und  Auswahl nach Qualitätskriterien kommt später. Wenn Sie einen Dankesbrief oder einen Bericht schreiben müssen, dann ermitteln Sie ein Schlüsselwort und suchen so viele Synonyme wie möglich dafür. Selbst eine verrückte Idee kann Ihre Gedanken in eine ganz neue Richtung lenken. Man muss aber auch die Kraft haben, Unbrauchbares auszusortieren. Wer gut sein will, muss ohne viel Aufhebens bereit sein, eine schlechte Lösung aufzugeben.

4. Kreative Energie muss geschützt werden! Sie müssen Schutzwälle gegen Ablenkungen errichten. Versuchen Sie, Ihre Zeiteinteilung selbst vorzunehmen. Zwar haben die Bedürfnisse von Kindern, Partnern, Vorgesetzten oder Kunden oft Vorrang. Aber die Zeit ist dennoch flexibler, als man oft meint. Schützen Sie sich vor ständigen Telefonanrufen mit einem Anrufbeantworter! Sie dürfen nicht vergessen, dass kreative Tätigkeit eben auch Zeit braucht.

5. Probieren Sie verschiedene kreative Tätigkeiten aus! Beginnen Sie mit Dingen, die Ihnen bereits Freude machen, und schnuppern Sie in angrenzende Domänen hinein. Wenn Sie gerne Zeitung lesen, könnten Sie es einmal mit einem politischen Sachbuch versuchen. Der erste Kontakt mit einer neuen Tätigkeit ist immer schwierig. Ein gewisses Mass an Ausdauer ist unerlässlich. Andererseits ist es sinnlos, mit einer Aktivität weiterzumachen, die keine Freude macht oder nicht zumindest darauf hoffen lässt.

Kreativität in verschiedenen Lebensabschnitten
In vielen Lebensbereichen wie der Sexualität oder dem Sport erreicht der Mensch den Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit zwischen dem zwanzigsten und dreissigsten Lebensjahr. Auch die Fähigkeit, sinnlose Daten auswendig zu lernen, ist in jungen Jahren am besten entwickelt. Anders sieht es mit der Kreativität aus. Mit 91 Jahren erklärte der 1994 verstorbene Nobelpreisträger Linus Pauling, er habe zwischen seinem siebzigsten und neunzigsten Lebensjahr doppelt so viele wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht wie in den zwanzig Jahren zuvor. Was kreative Menschen im Alter auszeichnet, ist das leidenschaftliche Engagement für Ziele, die sie aufregend und lohnend finden – selbst wenn diese Ziele letztlich unerreichbar sein mögen. Denn Kreativität lässt uns intensiver leben. Csikszentmihalyi meint: «Die Aufregung des Malers an seiner Staffelei oder der Wissenschaftlerin in ihrem Labor kommt dem Ideal eines erfüllten Lebens sehr nahe, das wir uns alle erträumen und so selten erreichen.»

Literatur: Mihaly Csikszentmihalyi: Kreativität: wie Sie das Unmögliche schaffen und Ihre Grenzen überwinden, 2010, Verlag Klett-Cotta.

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