Das bringt Meditieren für unsere Hirngesundheit

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Die Praxis des Meditierens findet zunehmend ihren Weg aus spirituellen Kontexten in die moderne westliche Gesellschaft. Auch die Neurowissenschaft erkennt die Meditation als wichtiger Pfeiler der Hirngesundheit. Doch was bewirkt die Meditation im Gehirn? Und warum sollte man selbst mit dem Meditieren anfangen? Diese und weitere Fragen beantwortet die kognitive Neurowissenschaftlerin und Neuropsychologin Prof. Dr. Iris-Katharina Penner im Interview.

Frau Prof. Penner, weshalb setzen Sie bei der Behandlung Ihrer Patientinnen und Patienten auf die Meditation?

Ich beschäftigte mich seit rund 25 Jahren mit Patienten, die chronische Erkrankungen des Gehirns haben. Besonders bei Krankheiten, wie zum Beispiel der multiplen Sklerose, helfen medikamentöse Therapien zwar, um zum Beispiel die Krankheitsaktivität einzugrenzen, aber sie reichen nicht aus, um den Umgang mit der Diagnose, kognitive Symptome und Fatigue ausreichend zu behandeln.

Das hat in meiner langjährigen Forschung dazu geführt, dass ich mich immer mehr damit beschäftigt habe, welche alternativen Ansätze bestehen. Und da gibt es gerade über die Meditation gute Möglichkeiten. In meinem Fall waren es beispielsweise Patienten mit multipler Sklerose, bei denen wir gesehen haben, dass diese maximal profitieren können. Und zwar nicht nur hinsichtlich der kognitiven Leistungsfähigkeit, sondern vor allen Dingen, was die gefühlsbezogenen Aspekte anbelangt – hinsichtlich Depressionen zum Beispiel oder Angststörungen.

Warum ist die Meditation aus wissenschaftlicher Sicht für unser Gehirn interessant?

Die Meditation ist im Allgemeinen ein wissenschaftlicher Bereich, der noch sehr wenig erforscht ist. Ein Blick in die Literatur zeigt aber, dass die Anzahl der Publikationen in den letzten Jahrzehnten rasch angestiegen ist. Gerade aus wissenschaftlicher Sicht ist die Meditation interessant, weil sie nicht invasiv ist und keine Nebenwirkungen hat.

Zudem ist die Methode für jeden zugänglich und preiswert. Gleichzeitig zeigen sich in der neurowissenschaftlichen Forschung grosse Effekte, die wir über Medikamente nicht sehen können.

Wie wirkt sich die Meditation auf unser Gehirn aus?

Man hat festgestellt, dass die Meditation bestimmte Hirnregionen verändern kann – und dies über unterschiedliche Studien und auch über unterschiedliche Meditationstechniken hinweg.

Wir hatten beispielsweise eine Studie mit Patienten durchgeführt, die ein Neuroedukationstraining erhielten. Die Neuroedukation basiert auf der Erforschung der Art und Weise, wie das Gehirn Informationen verarbeitet, speichert und sich daran erinnert. Während die eine Gruppe nur Informationen erhielt, führte eine andere zusätzlich eine achtsamkeitsbasierte Meditation durch.  Dort sahen wir im direkten Vergleich, dass die Effekte über die Meditation signifikant besser sind. Das betrifft beispielsweise den Umgang mit belastenden Situationen, das Stresslevel, die Selbstwirksamkeit, die selbst wahrgenommenen kognitiven Probleme, oder auch das Arbeitsgedächtnis.

Welche Bereiche im Gehirn verändern sich speziell?

Es gibt eigentlich über das gesamte Gehirn hinweg Strukturen, die sich durch die Meditation verändern und im Verhalten einen Nutzen für den Patienten bringen können. Man muss sich dies aber eher vorstellen, wie ein Netzwerk, das angeregt wird. Zum Beispiel wird eine Region stimuliert, die sich Insula nennt, also die Inselregion. Diese ist zuständig für unsere Köperwahrnehmung und auch die emotionale Selbstwahrnehmung. Und man hat gesehen, dass sich diese durch die Stimulation über die Meditation verbessert. Dann gibt es einen weiteren Bereich, der sogenannte anteriore cinguläre Kortex, wo zum Beispiel Aufmerksamkeit und Emotionsregulation gesteuert werden. Dies ist unter anderem ein Aspekt, den man dank der Meditation erlernen kann: Dass man sich selbst besser regulieren kann.

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