Kluge Köpfe spielen sich schlau
«Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.» Dieses weitverbreitete Zitat fasst den Stand der Forschung gut zusammen: Wer regelmässig spielt, trainiert sein Gehirn auf vielfältige Weise und baut kognitive Reserven auf.
Die Bedeutung des Spiels für das Gehirn verändert sich im Laufe des Lebens erheblich. In der kindlichen Entwicklung ist Spiel der Motor der Entwicklung. Das Gehirn besteht aus etwa 86 Milliarden Nervenzellen, den Neuronen. Diese sind bereits bei der Geburt vorhanden – was allerdings grösstenteils noch fehlt, sind die Verbindungen zwischen den Neuronen, die Synapsen. Doch das kindliche Gehirn zeichnet sich durch eine hohe neuronale Plastizität aus – es ist besonders anpassungsfähig und baut dadurch die Vernetzung in einem höheren Tempo aus. Dieser Lernprozess kann aber nur erfolgen, wenn das Gehirn mit Reizen gefüttert wird. Dabei ist sowohl die Qualität als auch die Quantität der Erfahrungen entscheidend.
Bei der Menge spielen zwei Aspekte eine Rolle: Je mehr unterschiedliche Erfahrungen ein Kind sammelt, desto mehr unterschiedliche Synapsen werden gebildet. Doch auch die Wiederholung der Reize spielt eine wichtige Rolle, denn nicht genutzte Verbindungen löst das Gehirn mit der Zeit wieder auf. Umgekehrt festigen wiederholte Erfahrungen die Vernetzung.
Bei der Qualität spielt die emotionale Verankerung eine bedeutende Rolle: Studien zeigen, dass intensivere Emotionen zu einer festeren Verankerung im
Gehirn führen.
Im Spiel sind beide Faktoren vereint – insbesondere, wenn man Kinder frei spielen lässt. Sie sammeln eine Vielzahl von Erfahrungen und trainieren etwa Kognition, soziale und motorische Fähigkeiten sowie emotionale Intelligenz.
Wie Spiele das erwachsene Gehirn fördern
Neuronale Plastizität beschränkt sich nicht auf die Kindheit – das Gehirn kann sich auch im Erwachsenenalter weiterentwickeln. Dafür benötigt es jedoch stetige Herausforderungen. Spielen stellt eine besonders effektive Möglichkeit dar, das Gehirn fit zu halten.
Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen der geistigen Leistungsfähigkeit und regelmässigem Spielen, wobei hauptsächlich Denkspiele wie Kreuzworträtsel und Sudoku untersucht wurden. Besonders wertvoll ist zudem der soziale Austausch, etwa in Form gemeinsamer Spieleabende. Sie helfen, kognitive Reserven aufzubauen, eine Art geistiger Vorrat, den das Gehirn im Laufe des Lebens aufbaut. Diese tragen zur Vorbeugung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson bei.
Auch das Erlernen neuer Hobbys oder Gesellschaftsspiele stärkt das Gehirn. Sportarten wie Fussball, Badminton oder Golf sind besonders wirksam, da sie sowohl den Geist als auch den Körper trainieren. Bewegung kann den natürlichen Abbauvon Gehirnsubstanz verlangsamen oder sogar umkehren und so das Gehirngewebe vergrössern.
Vom gemeinsamen Spiel profitieren Enkel, Eltern und Grosseltern
Das gemeinsame Spielen zwischen Alt und Jung stärkt soziale Bindungen und fördert die geistige – je nach Spiel auch die körperliche – Fitness aller Beteiligten. Während Kinder spielerisch kognitive und soziale Fähigkeiten entwickeln, profitieren Erwachsene und Senioren von der mentalen Herausforderung und dem Erhalt kognitiver Reserven.
Grosseltern sind wichtige Spielpartner: Sie fördern nicht nur das Lernen ihrer Enkel, sondern halten auch ihr eigenes Gehirn gesund. Regelmässige spielerische Interaktion senkt nachweislich das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen im Alter. Spielen ist also weit mehr als blosse Unterhaltung – es ist ein Schlüssel zu lebenslangem Lernen und geistiger Fitness. Egal in welchem Alter: Wer regelmässig spielt, hält sein Gehirn aktiv, stärkt soziale Bindungen und schafft kognitive Reserven für die Zukunft.