Tanzen ist die beste Medizin

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Tanzen vereint Bewegung, Berührung und Musik und trainiert das Gehirn wie kaum eine andere Freizeitbeschäftigung. Es gibt sogar wissenschaftliche Studien, die einen heilenden Effekt von Tanzen aufzeigen. Grund genug, um am besten noch heute damit anzufangen.

Wenn tanzfreudige Musik läuft, dann kribbelt es bei den meisten Menschen unter der Fusssohle und sie wollen sich zum Takt bewegen. Tanzen ist rundum gesund. Es hält körperlich fit, hebt die Stimmung und fördert die Gesundheit – auch jene des Gehirns. Tanzen wurde uns praktisch in die Wiege gelegt. «Schon Babys synchronisieren ihre Hirnwellen zu Musik.» erklärt Neurowissenschaftlerin Julia F. Christensen. Sie ist selbst ehemalige Profi-Balletttänzerin und erforscht am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main unter anderem, wie Tanzen auf Gehirn und Körper wirkt. «Jene Hirnregionen, die akustische Reize verarbeiten, sind über lange Nervenfasern mit den grossen Muskeln unseres Körpers verknüpft.

Es gibt erste Hinweise darauf, dass Tanzen im Gehirn wie eine Art Sprache verarbeitet wird. Tanzen ist also eine Art Ausdrucksform, eine Körpersprache. Lernen wir einen neuen Tanzstil, dann erweitern wir damit unser Vokabular an Gesten, mit denen wir uns ausdrücken und mit anderen kommunizieren. Die Forschung dazu steht allerdings noch ganz am Anfang.

Neue Verknüpfungen im Gehirn
EAuch die Konzentration und Koordination wird gefördert. Das Erlernen von komplizierten Drehungen und Schritten kann sogar dazu führen, dass das Volumen des Gehirns in einigen Bereichen zunimmt und zusätzliche neuronale Verbindungen entstehen. Forscher in den USA fanden heraus, dass Jugendliche, die viel tanzen, mit mathematischen Aufgaben besser zurechtkommen und ein gutes räumliches Verständnis entwickeln. Wissenschaftler der Uni Bochum entdeckten darüber hinaus, dass Tänzer nicht nur glücklicher, sondern auch reaktionsschneller und beweglicher sind und sich besser konzentrieren können.

Rundum gesund
Nicht nur das Gehirn profitiert. Beim Tanzen kommen drei Aspekte zusammen, die sich alle positiv auf die Gesundheit auswirken: Bewegung, Musik und soziale Kontakte. Dass Bewegung gut für unseren Körper ist, wissen wir längst. Jeder Bereich des Gehirns ist auf irgendeine Weise mit dem Bewegungssystem verbunden. Das macht Bewegung so wichtig für unser Leben und für unsere Gesundheit. Studien zeigen, dass wir uns pro Woche ungefähr 180 Minuten mit mittlerer Intensität bewegen müssen, um gesund zu bleiben. Dennoch verbringen die meisten Menschen viel zu viel Zeit im Sitzen. Hier kann Musik ein entscheidender Motivationsfaktor sein. Denn Musik, die uns gefällt, aktiviert das Gedächtnis und die Genusssysteme im Gehirn. Das heisst, wir sind intrinsisch motiviert, uns zu bewegen und weiterzumachen. Zudem kann Musik den Parasympathikus aktivieren. Das ist jener Teil des vegetativen Nervensystems, der Erholungs- und Ruhephasen begünstigt. Ein kleiner Tanz in der Pause oder nach der Arbeit hat demnach einen erholsamen und erfrischenden Effekt.

Tanzt man nicht allein in der Küche, sondern mit anderen Menschen zusammen, kommt auch noch der soziale Aspekt ins Spiel. Dieser wirkt sich auf zwei unterschiedliche Arten positiv auf unser Wohlbefinden aus: Im Paartanz sind es die Berührungen des Partners, die von den Rezeptoren auf unserer Haut wahrgenommen werden. Diese werden dann an das Hirnareal weitergeleitet, das auch für die Immunantwort zuständig ist. Tanzt man nicht zu zweit, sondern in einer Gruppe zu derselben Musik, dann führt das dazu, dass unser Gehirn die Bewegungen der anderen Menschen und unsere eigenen vereinfacht gesagt leicht zusammenführt. Wir fühlen uns so einander näher, sind uns tendenziell sympathischer und können sogar Probleme besser lösen.

Der heilende Effekt
Ist der gesunde Effekt von Tanzen so stark, dass es sogar hilft, neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson vorzubeugen? «Es gibt einige populationsbasierte Studien, die dies nahelegen », meint Christensen. Die Ergebnisse solcher Studien, welche die heilsame Wirkung von Tanzen aufzeigen, seien allerdings mit Zurückhaltung zu interpretieren. Denn Menschen und ihre Krankheitsverläufe sind sehr komplex, und in einen Heilungsprozess spielen immer verschiedene Faktoren mit hinein, die in einer Studie nicht alle berücksichtig werden können.

Was sich vielleicht sagen lässt, ist folgendes: Da beim Tanzen Bewegungsabläufe bewusst eingeübt werden, könnte dies beispielsweise Parkinson-Patienten helfen, das Zittern zu lindern und gewisse Bewegungen wieder auszuführen. Zudem fördert Tanzen die Bildung neuer Nervenzellen – und das bis ins hohe Alter. Es könnte sein, dass sich damit das Risiko, an Demenz zu erkranken, senken lässt. Sicher ist, dass Tanzen gegen Stress und chronische Schmerzen hilft. Durch die Bewegung wird die Muskulatur aufgelockert und löst Verspannungen. Zudem senkt Tanzen den Kortisol-Wert im Blut und befreit den Körper so von Stress.

Aller Anfang ist schwer
Hat man länger nicht mehr getanzt, ist die Hürde, wieder damit anzufangen, besonders gross. Es ist normal, nervös zu sein, sich zu schämen oder gar Versagensängste zu haben, wenn man mit etwas Neuem beginnt. Ein paar Tipps, wie Sie am besten vorgehen: Ziehen Sie etwas Bequemes an, das trotzdem schön aussieht und in dem Sie sich wohl fühlen. Suchen Sie ein Tanzstudio, das Ihnen zusagt. Das kann auch heissen, dass Sie dafür ins nächste Dorf oder ans andere Ende der Stadt fahren, wo Sie niemand kennt. Wenn Sie lieber zu zweit irgendwo hingehen, dann besuchen Sie gemeinsam mit einer Freundin oder einem Freund einen Tanzkurs. Und am wichtigsten: Geben Sie nicht sofort auf! Probieren Sie verschiedene Tanzstile aus, bis Sie auf Musik und Menschen treffen, die Ihnen zusagen.

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